Ein transdisziplinäres Gespräch zum Verhältnis von Mensch und alpiner Natur in Zeiten des Klimawandels.
Als die Alpen zu Beginn der Moderne verstärkt wissenschaftliche Aufmerksamkeit erfuhren, leistete auch die Kunst ihren Beitrag. Universalgelehrte, Kartographen, Geologen, Botaniker und Maler arbeiteten gemeinsam an einer Sensibilisierung für das damals noch unbekannte Terrain.
Der Klimawandel befeuert aktuell diese alte Allianz zwischen Wissenschaft und Kunst. Der Künstler Uriel Orlow hat dies in Kooperation mit der Biologin Sonja Wipf vom Schweizerischen Nationalpark in einer Videoarbeit umgesetzt, die aktuell in der Kunsthalle Nairs gezeigt wird. Pflanzen stehen in seiner künstlerischen Praxis wiederholt als Akteure auf der gesellschaftlichen Bühne.
Wie reagieren alpine Pflanzen auf die zunehmende Erwärmung? Was können Menschen von diesen Anpassungsprozessen lernen? Welche Rolle kann Kunst in der Vermittlung zwischen Natur und Mensch sowie zwischen Wissenschaft und Kultur spielen?
Wir gehen diesen Fragen auf den Grund und erweitern sie mit kulturwissenschaftlichen und philosophischen Perspektiven.
Rückblick
Der Künstler Uriel Orlow und die Biologin Sonja Wipf stiegen gemeinsam auf das Gorihorn, um die Gebirgsflora und ihre Bewegungen infolge des Klimawandels in Richtung höhere Gebirgslagen zu beobachten. Ihre Sichtweisen auf die hochalpine Landschaft und einen Ort, der auf der medialen Agenda der Klimakrise kaum erscheint diskutierten wir gemeinsam aus biologischer, klimatologischer, künstlerischer, kulturwissenschaftlicher und philosophischer Perspektive. Ein bereichernder disziplinenübergreifender Austausch, der aufschlussreich und erweiternd zugleich war.
Die Input-Referate und die Podiumsdiskussion wurden live aufgezeichnet und können hier und in unserem Youtube-Kanal in voller Länge angeschaut werden.
Wir wünschen viel Spass und Inspiration.
Programm
mit Uriel Orlow, Künstler, Dr. Sonja Wipf, Leiterin Forschung und Monitoring, Schweizerischer Nationalpark, Zernez, Prof. Dr. Boris Previšić, Direktor Institut Kulturen der Alpen, Universität Luzern, Dr. Andreas Weber, Biologe und Philosoph, Berlin, Sabine Rusterholz Petko, Kuratorin der Ausstellung und Christof Rösch, Co-Direktor Fundaziun Nairs
Kurzer Podcast zur Thematik der Ausstellung und zum Transdisziplinären Gespräch.
Freitag, 18. März – 18 Uhr
Rundgang durch die Ausstellung mit Uriel Orlow und Sabine Rusterholz Petko, Kuratorin und anschliessendem Apéro.
Samstag, 19. März 2022 – 12.30 Uhr
12.30 Uhr
Begrüssung und EinführungChristof Rösch, Co-Direktor Fundaziun Nairs und Sabine Rusterholz Petko, Kuratorin
12.45 – 13.05 Uhr
Kurz-Input Uriel Orlow: Pflanzen als Akteure
Im Zentrum der künstlerischen Praxis von Uriel Orlow steht der Umgang mit Pflanzen an der Schnittstelle zwischen Kunst, Wissenschaft und Geschichte. Er versteht die meist nur am Rande wahrgenommenen Spezies als Akteure in einem politischen Feld und schreibt ihnen eine Wirkungskraft auf menschliche Realitäten zu.
13.10-13.30 Uhr
Kurz-Input Sonja Wipf: Alpenflora im Aufwärtstrend
Über die letzten Jahrzehnte haben sich Berggebiete, speziell auch die Alpen, überdurchschnittlich stark erwärmt. Pflanzenarten aus tieferen Lagen können dank der wärmeren Temperaturen immer höher gelegene Orte besiedeln. Wie wirkt sich dies auf die alpine Flora aus? Ist dies ein Problem für Enzian, Edelweiss und Co.?
13.50 – 14.10 Uhr
Kurz-Input Boris Previšić: Raumzeit-Vernetzungen
Pflanzen haben die Eigenschaft, Strukturen zu bilden, die so tun, als ob sie sich in einem vierdimensionalen Raum befänden. Daraus kann der Mensch viel im Hinblick auf einen mehrdimensionalen Zeitraum erlernen. Die Kunst bildet die Narrative dazu.
14.15-14.35
Videobeitrag Andreas Weber: Die Welt als Allmende
Nicht nur in der Kunst, sondern auch in der Philosophie finden sich Gegenentwürfe zum aktuellen dualistischen Weltbild. Wir teilen den Planeten als Allmende mit Pflanzen und Tieren. Das poetisch-philosophische ergänzt das seit der Moderne entstandene rationale Natur- Konzept und stellt die vielfältigen Verflechtungen zwischen Menschlichem und Nicht-Menschlichem in den Vordergrund, um neue Zugänge zu einem nachhaltigen Umgang mit der Natur zu suchen.
– Kaffeepause –
15.15 – 16.00 Uhr
Diskussion mit den Referent:innen, moderiert von Sabine Rusterholz Petko und Christof Rösch